Der Prophet Maleachi - Die abschließenden prophetischen Worte

Die letzten Worte Gottes im AT beinhalten eine Verheißung: „Siehe, ich sende euch den Propheten Elia“ (Mal 3,23).
Nach Maleachi dauerte es über 400 Jahre, bis der nächste Prophet geboren wurde. Johannes der Täufer nahm den prophetischen Mantel wieder auf und diente als Wegbereiter Christi. Das vier Jahrhunderte anhaltende Schweigen Gottes gibt Anlass dazu, seinen letzten Worten besondere Aufmerksamkeit beizumessen. Maleachi war der Überbringer der letzten Botschaft Gottes im Alten Testament.

Autor und Abfassungszeit

Verfasst von Maleachi während seines Dienstes, ca. 433 bis 424 v. Chr. Einige haben angeregt, dass das Buch von einem anonymen Autor geschrieben wurde; sie merkten an, dass der Name, der „mein Bote“ ist oder „Bote des HERRN“ bedeutet eher ein Titel, als ein tatsächlicher Name sei. Dieser Ausdruck erfüllt nur an dieser Stelle eine doppelte Aufgabe, indem er sowohl die Aufgabe, wie auch den Dienst des Propheten beschreibt. Da jedoch alle anderen prophetischen Bücher ihren Autor in den einleitenden Versen identifizieren, ist davon auszugehen, dass Maleachi tatsächlich der Name des zuletzt aufgeführten Propheten im Alten Testament ist.
Die jüdische Überlieferung identifiziert ihn als ein Mitglied der großen Synagoge, die die Schriften sammelte und erhielt. Ähnlich wie in Offenbarung 2 und 3, wo Christus seine Gedanken über die Zustände in den Gemeinden preisgibt, benützt Gott an dieser Stelle Maleachi, um Israel seine Gedanken über das Volk zu verdeutlichen.

Schlüsselpersonen 

  • Maleachi - Prophet in Juda; der letzte alttestamentlichen Prophet bis zum Auftreten von Johannes dem Täufer (Mal 1,1 - 3,24)
  • Die Priester - offenbarten ihre Untreue, indem sie fremde Frauen heirateten und das Gesetz falsch auslegten (Mal 1,7-8; 2,1-9)
  • Das Volk Judas - heirateten fremde Frauen und verfielen dem Götzendienst (Mal 2,11-17)

Hintergrund und Umfeld

Nur 50.000 Exilanten waren bei der ersten Rückführung aus Babylon nach Juda zurückgekehrt (538-536 v. Chr.). Unter Serubbabels Führung hatte man den Tempel wiederaufgebaut (516 v. Chr.) und erneut das Opfersystem eingeführt. Esra war 458 v. Chr. zurückgekommen, gefolgt von Nehemia im Jahr 445 v. Chr. Das Volk verspürte zwar den starken Wunsch in seine Heimat zurückzukehren, aber ihr Verlangen, Gott treu nachzufolgen, blieb leider auf der Strecke. Nur ein Jahrhundert nach der Rückkehr in ihre Heimat entwickelte sich durch die religiöse Routine der Juden beim Volk und bei den Priestern Hartherzigkeit gegenüber der Liebe Gottes, was zu einer weit verbreiteten Abkehr vom Gesetz führte. Dies war die Situation, wie sie sich Maleachi als dem letzten alttestamentlichen Propheten bot. Er tadelte und verurteilte diese Missstände, indem er das Volk eindringlich beschuldigte und sie zur Umkehr aufrief. Als Nehemia etwas später zum zweiten Mal aus Persien zurückkam (ca. 424 v. Chr.), konfrontierte er das Volk mit den Missständen im Tempel und in der Priesterschaft, mit der Verletzung der Sabbatruhe und mit den gesetzwidrigen Trennungen von ihren jüdischen Ehefrauen, um dann heidnische Frauen heiraten zu können. Gottes Volk versank im Meer der verlorenen und ziellosen Nationen dieser Welt.
Seit Abraham waren über zweitausend Jahre alttestamentlichen Geschichte vergangen und keine der herrlichen Verheißungen des abrahamitischen, davidischen und Neuen Bundes in ihrem endgültigen Sinn erfüllt. Obgleich es in der israelitischen Geschichte ein paar Höhepunkte gab (wie z.B. Josua, David und Josia), hatten die Juden scheinbar alle Möglichkeiten verspielt, Gottes Segen zu empfangen. Weniger als 100 Jahre nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft, waren sie bereits in solch tiefer Sünde versunken, dass diese noch über ihre früheren Übertretungen hinausging. Zu alldem war der lang erwartete Messias bisher nicht gekommen und schien auch nicht in Sicht. So setzte Maleachi der alttestamentlichen Prophetie einen Schlusspunkt, wobei er einerseits Israel Gottes Gerichtsbotschaft für ihre anhaltende Sünde überbrachte, und andererseits die göttliche Verheißung, dass, wenn die Juden Buße täten, der Messias eines zukünftigen Tages kommen und Gott seine Bundesverheißungen erfüllen würde.

Schlüssellehren 

  • Gottes Bund mit Israel (Mal 2,4-5.8.10.14; 3,1; 4. Mo 3,44-48; 18,8-24; 25,12; 5. Mo 33,8-11; Hes 34,25)
  • Israels Untreue (Mal 1,2-5; Jos 7,1; 1. Chr 5,25; Esr 9,4; Ps 78,8; Jes 1,21; Hes 44,10; Hos 1,2; Mt 25,29; Lk 12,46; Röm 3,3; 2. Tim 2,13)
  • Das Kommen des Herrn (Mal 3,1-3; Jes 40,3; 63,9; Jer 10,10; Joel 2,11; Nah 1,6; Hab 2,7; Mt 11,10; Mk 1,2; Lk 1,76; 7,27; Joh 1,23; 2,14-15)

Gottes Wesen 

  • Gott ist liebend (Mal 1,2.3)

Christus

Die letzten prophetischen Worte des Alten Testament vermitteln Hoffnung, indem sie auf den kommenden Messias verweisen. Maleachi erwähnt zwei Boten: Der Bote, der Jesus vorangehen wird und im Neuen Testament als Johannes der Täufer bekannt ist (Mt 3,3; 11,10.14; 17,12; Mk 1,2; Lk 1,17; 7,26.27; Joh 1,23), und Christus „der Bote des Bundes“ (Mal 3,1).
Das Buch Maleachi markiert den Schlusspunkt des Alten Testaments und leitet eine 400-jährige Zeit göttlichen Schweigens ein. Nichtsdestotrotz hinterlässt Maleachi seinen Lesern die ergreifende Botschaft „siehe, er kommt“ (Mal 3,1).

Schlüsselworte 

  • Tag: Hebräisch yom (Mal 3,2.17.19.21.23) - hat im Alten Testament verschiedene Bedeutungen. Es kann sich auf die Stunden des Tages, im Vergleich zu den Stunden der Nacht, handeln (Am 5,8), oder einen 24 Stunden-Tag beschreiben, d.h. einen gewissen Tag eines Monats (1. Mo 7,11). Es kann aber auch einen Zeitabschnitt bezeichnen wie z.B. die „Erntezeit“ (Spr 25,13) oder sogar ein Jahr (2. Sam 13,23). Das Wort taucht auch in dem bedeutungsvollen Ausdruck „der Tag des Herrn“ auf (Jes 2,12; Hes 13,5; Joel 1,15; Zef 1,14). Für die Propheten repräsentiert der Tag des Herrn den künftigen Tag, an welchem Gott über all seine Feinde triumphieren wird. Es wird ein Tag großer Freude und Segens für alle treuen Diener Gottes sein (Jes 2). Für die Feinde Gottes wird es hingegen ein Tag der „Finsternis“ sein (Am 5,18).
  • Versuchen: Hebräisch bachan (Mal 3,10) - bedeutet „versuchen/probieren“ oder „prüfen/testen“ (Hi 23,10; Ps 139 23; Sach 13,9). Das Wort kann prüfen, im Sinne von trennen oder etwas von etwas Anderem unterscheiden, bedeuten (Hi 34,3). Wenn dieses Wort benutzt wird, um zu beschreiben, wie Gott sein Volk „prüft“, dann bezieht es sich auf die Bewährung Einzelner, mit dem Ziel, dass ihr Glaube gestärkt wird (Ps 66,10-12; Jer 17,10; 20,12). Maleachi fordert das Volk heraus, Gottes Treue zu prüfen; das ist eine seltene Begebenheit, denn in der Regel ist nicht Gott derjenige, der geprüft werden muss oder soll (Mal 3,10). Man kann das Wort für prüfen auch mit einem anderen sinnverwandten hebräischen Wort vergleichen, nasah. Dieses Wort ist oft mit einem negativen Beigeschmack behaftet und beschreibt, wie das Volk Israel Gott durch seinen Unglauben prüfte (2. Mo 17,7; Ps 78,18; 95,9). Das Gesetz Moses warnt Israel davor, Gott zu versuchen (5. Mo 6,16; Ps 95,9); es war ein Kennzeichen geistlichen Ehebruchs (Mt 12,38-39). Gemäß Jakobus prüft Gott Menschen, um ihnen die Krone des Lebens zu verleihen, aber nie, um sie zu versuchen (Jak 1,12-14). Gott versucht niemanden.

Gliederung

Verurteilung von Israels Sünden (Mal 1,1 - 2,16)

  • Erinnerung an Gottes Liebe für Israel (Mal 1,1-5)
  • Zurechtweisung der Priester (Mal 1,6 - 2,9)
  • Missachtung von Gottes Altar (Mal 1,6-14)
  • Missachtung von Gottes Herrlichkeit (Mal 2,1-3)
  • Missachtung von Gottes Gesetz (Mal 2,4-9)
  • Zurechtweisung des Volkes (Mal 2,10-16)

Ankündigung von Israels Gericht und Segen (Mal 2,17 - 3,24)

  • Ankunft eines Boten (Mal 2,17 - 3,5)
  • Aufforderung zur Umkehr (Mal 3,6-12)
  • Israels Kritik gegen den Herrn (Mal 3,13-15)
  • Trost für den treuen Überrest (Mal 3,16-24)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Die Griechen beginnen mit dem Bau eines Tempels für Zeus in Olympia. In Delphi erstellen sie einen Tempel aus Marmor für Apollos.

Häufig auftauchende Fragen

Inwiefern erfüllt Johannes der Täufer Maleachis Prophezeiung, dass Gott „ehe der große und furchtbare Tag des Herrn kommt“ Elia senden würde (3,23)?

Die Bedeutung der Aussage, dass Gott Elia senden würde, „ehe der große und furchtbare Tag des HERRN kommt“ (Mal 3,23), gab Anlass zu mancher Diskussion. Wurde das in Johannes dem Täufer erfüllt oder ist es noch zukünftig? Wird Elia im Fleisch zurückkommen? Es ist das Beste, Maleachis Prophezeiung als einen Hinweis auf Johannes den Täufer zu verstehen, und nicht als eine buchstäbliche Wiederkehr Elias. Schon der Engel verkündet, dass Johannes der Täufer „vor ihm hergehen wird im Geist und in der Kraft Elias“ (Lk 1,17) und Johannes der Täufer sagt von sich selbst, dass er nicht Elia ist (Joh 1,21). Folglich ist Johannes der Täufer Elia innerlich „im Geist und in der Kraft“ und äußerlich in seiner Unabhängigkeit und Nichtkonformität gleich. Für die Juden, die Jesus als den Messias annahmen, war Johannes der Täufer der angekündigte Elia (vgl. Mt 11,14; 17,9-13). Für die, die ihn als König aber verwarfen, wird erst in der Zukunft ein anderer Elia ähnlicher Prophet gesandt werden, vielleicht als einer der beiden Zeugen (vgl. Offb 11,1-19).

Kurzstudium / einige Fragen

  • Warum nimmt Maleachi als der letzte alttestamentliche Prophet eine so wichtige Rolle ein?
  • Mit welcher Absicht spricht Gott in Maleachi 3,6 zum Volk? Welche Reaktion möchte er bei den Israeliten bewirken?
  • Welche unterschiedlichen Aspekte der Sünde beleuchtet Maleachi in seinen Prophezeiungen?
  • Was lernen wir bezüglich Gottes Liebe im Buch Maleachi?
  • Inwiefern hinterließ Gottes Liebe in deinem Leben ihre Spuren? Wie hat sie dich nachhaltig beeinflusst und verändert?

Impressum

John F. MacArthur
1. Auflage 2003
© 2001 by John MacArthur
Originaltitel: The MacArthur Quick Reference Guide To The Bible
Nelson / Word Publishing Group, Nashville
© der deutschen Ausgabe 2003
by CLV • Christliche Literatur-Verbreitung
Postfach 11 01 35 • 33661 Bielefeld
Internet: www.clv.de 
Übersetzung: Martin Manten, Berlin
Lektorat: Claudia Kreutzer und Gabi Manten
Satz: CLV
Umschlag: Dieter Otten, Gummersbach
Druck und Bindung: Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN: 3-89397-644-2
 

Erklärung der Farben

im Bibeltext

Blau Handeln Gottes
Blau Rede Gottes
Rot Betrift mein Leben
Grün

Verheißung / Versprechen

Grün Verheißung / Versprechen
Braun wichtig
Beige wichtig
Türkis Jesus
Gelb Heiliger Geist